Hallo, ich bin der Wespenbussard (Pernis apivorus).
Ich gehöre in die Familie der Habichtartigen wie etwa der Mäusebussard oder der Rotmilan. Trotzdem bin ich etwas Besonderes , wie mein Name schon verrät.
Ich bin ein schlanker Greifvogel mit einer Länge von 50-60 cm und wiege zwischen 800 bis 1050 g. Wie bei den meisten Greifvögeln ist meine Frau etwas kräftiger als ich. Wenn ich meine Flügel spreize, liegt meine Spannweite bei etwa 1,20 - 1,45 Meter. In umweltfreundlicher Natur erreiche ich ein Alter von bis zu 25 Jahren. Zu hören bin ich eigentlich nur zur Brutzeit mit einem typischen Pfeifen >> pü-e<< oder >> pii-uh>>.
Meine Frau und ich sehen gleich aus, wobei wir alle recht unterschiedlich sein können. Unsere Oberseite ist dunkel bräunlich, die Unterseite dagegen sehr variabel, weiß mit schwarzem Fleck am Flügelbug und starker punktförmiger Bänderung. Unser taubenartiger Kopf ist im Flug vorgestreckt, der Augenring bei uns Altvögeln ist charakteristisch gelb. Im Normal - oder Gleitflug heben wir uns deutlich vom Mäusebussard ab, zum einen wirken wir schlanker, mit längerem Schwanz, zum anderen halten wir unsere Schwingen an der Spitze in Richtung Boden.
Wir leben im Wald, gerne an Waldrändern mit Laub- und Mischwald, abwechslungsreich mit Wiesen und Feldern. Im Innern des Waldes bauen wir relativ kleine Horste, keine besondere Baumart bevorzugend. Oft übernehmen wir das Nest auch von anderen Vögeln z. B. von Krähen und anderen Greifen. Das Nest legen wir üppig immer wieder mit Blättern aus, auch wenn die Jungen schon geschlüpft sind.
Mit der Liebe beginnen wir im Mai, meine Frau legt 1-3 weißliche, braun gefleckte Eier, die circa 35 Tage lang bebrütet werden. Nach etwa 40 Tagen verlassen die Jungen das Nest.
Obwohl wir wissenschaftlich „Bienenfresser“ (Apivorus) heißen, leben wir überwiegend von Wespen, Wespenlarven und Wespenpuppen, seltener von Bienen und Hummeln. In der Regel haben wir nur eine Brut. Wenn nur wenige Wespen zur Verfügung stehen, ist es schwierig unseren Nachwuchs großzuziehen. Wir fliegen die Waldränder ab, um nach Wespennestern Ausschau zu halten.
Mit unseren starken Scharrfüßen, die Krallen sind nur wenig gekrümmt, graben wir die Wespennester auf dem Boden auf oder reißen sie im Flug von den Bäumen. Wir füttern die Jungen mit energiereichen, proteinhaltigen Wespenlarven. Dazu bringen wir ganze Wespennester an unser Nest. Auf dem Speiseplan stehen auch Frösche, Eidechsen und Amphibien. Im Spätsommer kommen Früchte wie Beeren, Kirschen und Pflaumen hinzu.
Wir sind Langstreckenzieher und verlassen bereits Ende August Deutschland, um in Schwärmen bis zu 9000 km pro Reise zurückzulegen. Der Weg führt über Gibraltar in das südliche Afrika.
Wie alle Zugvögel sind wir sowohl in unserem Brutrevier als auch unterwegs großen Gefahren ausgesetzt durch Fressfeinde wie den Habicht oder den Kolkraben wie auch durch den Menschen.
An oberster Stelle der Gefahren steht das verringerte Nahrungsangebot durch Zerstörung unserer Landschaft, Pestizide in der Landwirtschaft, Monokulturen und das Fehlen von Blumenwiesen. Durch die Waldwirtschaft und den Freizeitsport im Wald kommt es immer wieder zu Störungen an Brutplätzen. Gefahr entsteht ebenfalls durch Bahnstrecken, Überlandleitungen und Industrieanlagen wie Windkraftanlagen. Auch hier bei uns im Eiterbachtal kommt es durch die Windindustrieanlagen direkt über uns auf dem Stillfüssel zu lebensbedrohlichen Situationen. Inzwischen ist untersucht, dass durch die Industriemonster, die Insekten durch Verwirbelungen zu Tode kommen.
Das bedeutet, dass auch für uns das Nahrungsangebot immer knapper wird. Dabei wäre ein waldreicher Odenwald mit seinem Naturschutzgebiet Eiterbachtal für uns ein ideales Fleckchen Erde. Wir gehören doch auch zu den streng geschützten Vogelarten.
Was haltet Ihr davon, uns und unseren Jungen in dieser schönen Natur ein passendes Brutrevier anzubieten? Wir danken es Euch mit schönen Flügen durch unser Tal. Das wäre doch was zur Freude von uns Allen.
Dr. Angelika Grimm-Eckardt