Uhu

Hallo, ich bin der Uhu (Bubo bubo).


Ich bin die größte Eule der Welt mit einer Länge von fast 75 cm. Mit einem Gewicht von circa 3,5 kg und einer Spannweite von 1,80 m bin ich ein beachtlicher Kerl. Auch sehe ich gut aus mit großen Pinselohren und orangegelben Augen.


Durch meine untersetzte Gestalt mit großem Kopf wirke ich mächtig imposant. Meine Frau ist deutlich größer, hat aber das gleiche Aussehen. Unser Gefieder ist bräunlich mit dunkler Längs- und Querzeichnung. Auch unsere Beine und Füße sind mit unserem Federkleid geschmückt. In unberührter Natur erreichen wir ein hohes Alter, ein Weibchen wurde über 60Jahre alt. Zu hören sind wir insbesondere während der Brutzeit, nicht wie man vermuten würde mit einem lauten „uhu“ sondern weit hörbar dumpf „buho“, „uuo“ und „hohoho“.


Meine Frau und ich schätzen und mögen uns sehr. Wir bleiben, wenn möglich ein Leben lang zusammen. In störungsfreier Natur beziehen wir Jahr für Jahr das gleiche Nest. Mit der Balz beginnen wir im Februar/März. Dann legt meine Frau nach circa 35 Tagen 2 bis 4 Eier, die sie allein bebrütet. Ich als fürsorglicher Ehemann versorge sie mit Nahrung. 


Die Jungen verlassen bereits nach 35 Tagen das Nest, obwohl sie erst nach 9 Wochen fliegen können. Sie müssen aber noch mehrere Monate gefüttert und betreut werden. Gerade deswegen brauchen wir ein störungsfreies Gelände. Wir fliegen mit kraftvollen Flügelschlägen durch unser Revier durch waldreiche Mittelgebirgslandschaften, die sich mit freien Flächen insbesondere mit Fließgewässern abwechseln. Auch alte Steinbrüche dienen uns als Brutplatz. Auf unserem Speiseplan stehen Mäuse, Ratten, Hasen, Igel, Rehkitze, Graureiher, Enten und Amphibien.


Auf unserer nächtlichen Jagd helfen uns unsere hervorragenden Augen und Ohren. Wir können Mäuse noch in 100 m Entfernung erspähen und hören. Da wir unseren Kopf um 360° drehen können, haben wir einen großen Überblick von unserem Such- und Ansitzplatz aus. Daher bezeichnet man uns auch als Such- oder Ansitzjäger. Unsere Beute fangen wir mit einem herzhaften Biss in den Nacken oder durch „Walken“ und „Kneten“ mit unseren kräftigen Füßen. Die erbeuteten Tiere rupfen wir auf unserer Rupfkanzel, die meist aus einem großen Ast besteht. Auch erbeuten wir Fische im Flug mit angelegten Schwingen und weit vorgestreckten Fängen. Unverdaute Reste werden in Form von „Gewölle“ (Speiballen) wieder hervorgewürgt.


Um unsere Jungen aufzuziehen bauen wir kein eigenes Nest. Wir suchen uns bestehende Wohnstuben von anderen Greifern oder scharren uns eine Mulde am Wurzelwerk eines Baumes. Unsere Familie löst sich im Oktober auf. Schon im zweiten Lebensjahr sind unsere Jungvögel geschlechtsreif. Wir sind „Standvögel“, soll heißen wir sind ortstreu und leben ganzjährig in unserem Revier beziehungsweise bleiben ganz in der Nähe. Das bedeutet, dass wir hier im Odenwald, im Eiterbachtal stark gefährdet sind durch euch Menschen. Nicht nur die konventionelle Forstwirtschaft zerstört unseren Lebensraum, sondern auch die Windindustrieanlagen. Unsere Jagd -, Balz- und Distanzflüge finden genau in der Höhe der Rotorblätter statt. Wir enden elendig an diesen Masten und Rotorblättern. Der ständig verursachte Lärm durch den Menschen versetzt uns und unsere Jungen in Panik versetzt. Wir brechen die Brut ab. Der Mensch legt für uns sogar Giftköder aus und schießt uns ab. Dabei gehören wir zu den streng geschützten Vogelarten. Das könnt Ihr Menschen doch nicht wollen?


Dr. Angelika Grimm-Eckardt



RÜCKBLICK IN DAS JAHR 2017
WALD-MICHELBACH. – Am 12. September 2017 wurde ein Jung-Uhu im Eiterbachtal wieder in der Natur ausgewildert. „Ich freue mich, dass er an seiner Geburtsstätte jetzt gestärkt und lebenstauglich wieder ausgewildert werden konnte, und hoffe, dass er für viel Nachwuchs sorgt und alle seine Artgenossen ebenso wie alle anderen Vogelarten in unserer tollen Natur nicht den Tod durch Rotorblätter der Windräder erleiden müssen.“ Vera Krug sprach aus, was sich alle ihre Mitstreiter, die um den Erhalt „eines wunderbaren Nahrungshabitats“ für streng geschützte Vogelarten im und rund um den geplanten Windparkstandort Stillfüssel bei Wald-Michelbach erhoffen.
  
Rückblende: Im Februar 2017 wurde auf dem Höhenrücken Stillfüssel, im Zentrum des Planungsgebiets der Windräder, durch den Mitarbeiter einer Firma, die für die ökologische Baubegleitung zuständig war, eine Brutstätte zerstört. Es handelte sich dabei höchstwahrscheinlich um den Bruthorst eines Uhus. Nistmaterial wurde von der Polizei vor Ort sichergestellt. Das zerstörte Nest befand sich in der 1km Tabuzone und hätte damit die geplante Errichtung der Windkraftanlagen in diesem Umkreis sofort verhindert. 

Anfang Juni 2017 wurde in unmittelbarer Nähe zum Planungsgebiet ein geschwächter Jung-Uhu gefunden. Er wurde von Tierschützern zur Aufzucht und Pflege in eine Wildtierstation gebracht und dort auf seine Auswilderung in die Freiheit vorbereitet. Die Staatliche Vogelschutzwarte für Hessen, Rheinland-Pfalz und Saarland in Frankfurt wurde darüber entsprechend informiert. Die Auswilderung fand in Begleitung eines erfahrenen Experten für Faunistik und Landschaftsökologie statt. Ein Uhu in der freien Natur hat eine Lebenserwartung von bis zu 30 Jahre. In der Regel entfernt sich der Uhu nur unwesentlich von seinem Geburtsort und wird sich daher wieder im Umkreis seines Brutplatzes ansiedeln. Das Naturschutzgebiet Eiterbachtal, mit seinem naturbelassenen Fließgewässer, bietet dem Uhu ein ausreichendes Beuteangebot für seine Nahrung. Es stellt ideale Bedingungen für ein eigenes Revier und seinen künftigen Nachwuchs dar.

Vor diesem Hintergrund wird auf eine zeitnahe Entscheidung des Verwaltungsgerichts Darmstadt über den Eilantrag des Naturschutzvereins „Initiative Hoher Odenwald e.V.“ gehofft. Dieser fordert einen sofortigen Baustopp für die Windräder auf dem Stillfüssel wegen unzureichend durchgeführter Untersuchungen vor der Genehmigung. „Das Vorkommen des Uhus im Eiterbachtal ist schon lange bekannt und auch dokumentiert worden. Leider weist die vom Betreiber im Auftrag gegebene Umweltverträglichkeits-Vorprüfung unserer Ansicht nach erhebliche Defizite und Fehler auf“, beklagt ein Sprecher der Bürgerinitiative (BI) Siedelsbrunn. So blieben alleine im Planungsgebiet Stillfüssel über 50 im Jahr 2016 angezeigte Brutstätten verschiedener Vogelarten ungeprüft. Der von der ökologischen Baubegleitung zerstörte Horst befand sich ebenfalls darunter.

„Hier bahnt sich der eigentliche Skandal an: handelt es sich bei dem zerstörten Brutplatz um den eines Uhus, dann hätte dies das sofortige Aus des Windindustrieparks Stillfüssel bedeutet“, so die BI. Der Uhu gehört zu den streng geschützten Arten. Der vorgeschriebene Abstand zwischen einer Windkraftanlage und eines Uhu-Brutplatzes beträgt ein Kilometer. Genau in dieser Tabuzone befinden sich alle fünf Windräder. „Weder der Betreiber, die Firma Entega, noch das Regierungspräsidium Darmstadt, haben vor diesem Hintergrund ein Interesse daran, den Tatbestand aufzuklären“, ist sich die BI sicher. Unabhängig von den Brutstätten ist das Kollisionsrisiko mit Rotoren der Windräder für den Uhu und den anderen in großer Anzahl gesichteten Vogelarten wie Schwarzstorch, Rotmilan und Wespenbussard sehr hoch. Es wäre also vor Genehmigung des Standorts zwingend erforderlich gewesen, innerhalb eines Untersuchungsgebiets im 3-km-Radius sämtliche Nahrungshabitate und Flugkorridore über und zum Stillfüssel genauestens zu untersuchen. 
 
Für Prof. Dr. Michael Wink, Direktor am Institut für Pharmazie und molekulare Biotechnologie der Universität Heidelberg, ist die Lage im Eiterbachtal in seinem aktuellen Kurzgutachten eindeutig. Aus seiner Sicht müssten die begonnenen Arbeiten am Stillfüssel sofort gestoppt werden, denn diese stellen einen Verstoß gegen §44 des Bundesnaturschutzgesetztes dar. Aus Sicht des Naturschutzes plädiert er darüber hinaus dafür, das bestehende Naturschutzgebiet Eiterbachtal um die Waldgebiete rund um den Höhenrücken Stillfüssel zu erweitern. Das Gebiet sei überregional als Brutplatz und Nahrungshabitat für diverse geschützte und seltene Vogelarten von besonderen Interesse.


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